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Menschen in die Armut zu treiben heißt, sie zu entwürdigen

Ferdinand Berger-Preis 2019 an Michael Köhlmeier - Laudatio von Paulus Hochgatterer - Dankesrede von Michael Köhlmeier

 

Der Ferdinand Berger-Preis 2019 des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes wurde Mittwochabend im Wiener Rathaus in Zusammenarbeit mit den Wiener Vorlesungen an Michael Köhlmeier verliehen. – Presseaussendung des DÖW, Wien, 11. April 2019

 

 

Der bekannte Vorarlberger Schriftsteller erhielt den Preis, der im Vorjahr an die Journalistin Christa Zöchling und den Datenforensiker und pensionierten Polizisten Uwe Sailer ging, für seine auch in Buchform erschienene Rede Erwarten Sie nicht, dass ich mich dumm stelle. Er hatte die Rede anlässlich des Gedenktags gegen Gewalt und Rassismus auf Einladung von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka in der Wiener Hofburg gehalten und damit ein erhebliches Medienecho hervorgerufen.

 

Der Preisträger nutzte die Gelegenheit der gestrigen Preisverleihung, um seine Sicht auf die aktuelle Debatte zur Bezahlung der Arbeit von Geflüchteten zu verdeutlichen: „Wo Missgunst geschürt wird, um die Erniedrigung einer Menschengruppe zu rechtfertigen, dort wird bereits entwürdigt, absichtlich, aus politischem Kalkül heraus, was den Begriff der Niedertracht definiert. Niemand kann in unserem Land von einem Euro und fünfzig Cent pro Stunde leben, und trotzdem gibt es solche, Klassenzweite, die vorpreschen, den Finger heben und ausrufen: He, ich kann’s noch besser, ich habe schon vor ein paar Jahren gefordert, man soll denen nur einen Euro geben.“

 

Mit Blick auf den Namensgeber des Preises, Ferdinand Berger, 2004 verstorbener Widerstandskämpfer, KZ-Häftling und später hoher österreichischer Polizeioffizier, erklärte Köhlmeier: „Nach dem Krieg und der Befreiung vom Nationalsozialismus ist Ferdinand Berger Polizist geworden. [...] Ferdinand Berger wollte, dass die Polizei, die sich in der Vergangenheit so oft als Instrument der Unterdrückung und der Unmenschlichkeit missbrauchen ließ, nun ein Hort der Demokratie werde.“

 

Kulturstadträtin Kaup-Hasler, die den von Ernst Berger und René Berger (Sohn und Enkel von Ferdinand Berger) gestifteten Preis gemeinsam mit Gerhard Baumgartner (DÖW) übergab, hatte in ihrer Begrüßung die Bedeutung Michael Köhlmeiers hervorgehoben: „Seine gerade Haltung und Sprache schärfen den Blick für die Unzulänglichkeiten unserer Gesellschaft. Das beschämt, das tut mitunter weh, ist jedoch für eine Weiterentwicklung unumgänglich. Es braucht Menschen wie Köhlmeier, die uns die Wahrheit zumuten.“

 

Paulus Hochgatterer, der die Laudatio hielt, würdigte Michael Köhlmeier: „Michael Köhlmeier mutet uns etwas zu. Den Verzicht auf offensiv vorgetragene Dummheit. Das Unverstellte. Das Aufrechte. Das Aufrechte gegen den Pakt der Unaufrichtigkeit.“

 

 

Zum Ferdinand Berger-Preis:

 

Das DÖW vergibt den Ferdinand Berger-Preis jährlich – beginnend mit 2018 – an Personen, die durch wissenschaftliche oder publizistische Leistungen oder durch besonderes öffentliches Auftreten einen markanten Beitrag gegen Neofaschismus, Rechtsextremismus, Rassismus oder demokratiegefährdendes Verhalten geleistet haben.

 

Der von Ernst Berger und René Berger gestiftete Preis ist mit 3000,– Euro dotiert und kann in zwei Teile geteilt werden. Die Nominierung erfolgt durch eine Jury des DÖW.

 

 

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