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Freiheitliche Akademie auf der Suche nach den Strippenziehern

Neues von ganz rechts - Jänner 2024

Am 25. Jänner referiert Johannes Hübner, ehemaliger freiheitlicher Abgeordneter zum National- und Bundesrat, im Wiener Ferdinandihof über die Frage „Existiert hinter der (sichtbaren) Macht tatsächlich eine ‚unsichtbare‘?“ So heißt es in der Bewerbung der Veranstaltung (organisiert von der Zeitschrift Abendland und dem Verein Pro Occidente) durch die Freiheitliche Akademie Wien (FAW), als deren Präsident Hübner fungiert. Die Bewerbung ist mit einem KI-generierten Sujet bebildert, auf dem eine überdimensionale Hand Marionetten über den Globus steuert. Laut einem Ankündigungsvideo vom 30. Dezember will Hübner dabei „erläutern, wer diejenigen sind und wie die Strukturen aussehen, die hinter den Kulissen entscheiden, was wir politisch denken, tun und machen dürfen.“

Die Suche nach Strippenziehern ist – neben Reisediplomatie in Afghanistan(1) – seit seinem Abschied aus der Bundespolitik 2023 zu Hübners Steckenpferd avanciert. Am 24. August vertrat Hübner die FPÖ bei einer von der rechtsextremen Zeitschrift Info-DIREKT organisierten Veranstaltung zum oberösterreichischen Extremismus-Aktionsplan. Hübner, der dabei das Podium u.a. mit „Identitären“-Führer Martin Sellner teilte, wusste auch dort über das unheilvolle Wirken diffuser Hintergrundmächte zu berichten: über „globale Eliten, die aus Gründen, die ich bis heute nicht ganz verstehe, uns diese Pandemie beschert haben“. Nur diejenigen, die „nicht hinter den Kulissen stehen“, würden glauben, „dass Entscheidungen auf der Bühne gefällt werden“, paraphrasiert Hübner Benjamin Disraeli, der diese Aussage „dem Lord Rothschild in den Mund gelegt“ habe.

Tatsächlich enthält Disraelis Roman „Coningsby“ von 1844 ein entsprechendes Zitat. Ein Lord Rothschild kommt in dem Roman freilich nicht vor. Hübner bleibt damit seiner Neigung zu strukturell antisemitischen Chiffren treu: überall ortet er mächtige Gestalten mit finsteren Plänen im Hintergrund. Es sei in diesem Zusammenhang daran erinnert, dass die (fälschliche) Ausschilderung Hans Kelsens als jüdisch („eigentlich Kohn, aber er hat sich Kelsen genannt“) im Rahmen einer rechtsextremen Veranstaltung einst Anlass für Hübners Nichtantritt bei der Nationalratswahl 2017 gewesen war.

Am 17. Jänner 2024 referierte Hübner für die FAW erneut über „Die Mächte hinter den Kulissen der Politik“, Verschwörungstheorien (unter Anführungszeichen gesetzt) und einen vermeintlichen „Tiefen Staat“. Wegen großen Andrangs soll der Vortrag im März wiederholt werden. Noch davor, am 27. Februar, wird der Deutsche Fritz Vahrenholt – wegen seiner evidenzwidrigen Thesen zum menschengemachten Klimawandel unter Klimaforscher*innen in Misskredit geraten – für die FAW ausführen, „was wir politisch vorgegeben glauben dürfen und glauben müssen“, so Hübner in seiner Jahresvorschau. Vahrenholt vertritt die Ansicht, dass die Rolle des Menschen bei der Herbeiführung des Klimawandels aus wirtschaftlichen Partikularinteressen systematisch übertrieben werde.


Auch zum Fernandihof – der Hübners Afghanistan-Reisebegleiter Ronald Schwarzer gehört – pflegt die FAW eine enge Beziehung. Bereits am 23. November 2023 veranstaltete man dort einen Vortrag mit Gerald Hauser und Hannes Strasser über „WHO-(Gesundheits-)Diktatur und Zusammenbruch des Gesundheitssystems?“. An weiteren Aktivitäten der FAW in jüngerer Zeit ist etwa eine Enquete mit dem ungarischen Europaparlamentarier Ernö Schaller-Baross (FIDESZ-KDNP) vom 24. Jänner 2023 über „Ungarn im Spannungsfeld der EU“ anzuführen. Dieser warb dabei für eine antiliberale Mehrheit im Europaparlament, eingeleitet durch das ihm zufolge in Ungarn gebräuchliches Sprichwort „Liberale sind gebildete Kommunisten.“ Die abschließende Diskussion wurde von Hübner selbst moderiert. Dessen erste Frage an Schaller-Baross fiel erwartbar aus: „Welche Kräften steuern mit einer derartigen Gewalt Europa in diesen Abgrund, in dieses Regiertwerden gegen die Interessen der Völker hinein?“

 

 

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